von Corinna Wiß
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31. August 2024
Wie gut kennst du dich, um zu verstehen, was dich immer wieder aus der Balance bringt? Oftmals sind es die gleichen Auslöser, die uns aus der Bahn werfen. Deshalb werde ich dich heute in die Welt der Psychografie entführen, denn die Menschenkenntnis – vor allem die Kenntnis über uns selbst – kann zieldienlich sein, persönliche Stressmuster zu erkennen und zu eliminieren. Mein Lieblingstool dazu ist das Enneagramm – eine Schule der Selbsterkenntnis. Alles, was du dazu brauchst, ist Offenheit und Ehrlichkeit dir selbst gegenüber. Vielleicht denkst du jetzt: „Ach nein, auf so ein Schubladendenken habe ich keine Lust“, dann kann ich dir versichern, dass du mehr bist als dein Persönlichkeitsprofil. Denn was im ersten Moment wie ein Schubladen-System wirkt, soll Menschen aus Schubladen herausholen. Das klingt jetzt paradox, aber das Erkennen eines bestimmten Charaktermusters wird dir helfen, aus einer bisher unbewussten Identifikation mit diesem Muster herauszukommen. Denn Verhalten, das dir in Fleisch und Blut übergegangen ist, läuft unbewusst ab und du denkst nicht darüber nach. Der Prozess der Selbsterkenntnis macht bestimmte Verhaltensweisen bewusst und du hast die Chance, blinde Automatismen zu verlassen und kannst dadurch freier handeln, was deinen Spielraum vergrößert. Klingt doch gut, oder? „Menschenkenntnis, als die Hauptsache bei dem Umgang mit Menschen, wird am sichersten auf dem Wege der Selbsterkenntnis gefunden“ A. F. von Knigge (1752-1796) Ein wenig Hintergrundwissen zum Enneagramm: Das Enneagramm (von ennea = “neun“ und gramma = „Zeichen, Buchstabe“) zeigt neun Persönlichkeitstypen, ihr Lebensthema, ihre Grundängste – und wie sie sich entwickeln können. Das Enneagramm will nicht einordnen und klassifizieren, sondern die Selbsterkenntnis erleichtern und durch diese Selbsterkenntnis befreien. Die Geschichte des Enneagramms reicht Jahrtausende zurück, da die Neun in vielen alten Kulturen eine bedeutende Rolle spielte. So beispielsweise im alten Ägypten, bei den Chinesen, den Germanen, Griechen, Römern und im Judentum. Viele Autoren führen das Enneagramm auch auf geheime Lehren des Sufismus zurück. Das Enneagramm versucht wie alle anderen spirituellen Lehren (Buddhismus, Sufismus, christliche und jüdische Mystik) die Dinge hinter den Dingen zu beschreiben. Es ist also zeitlos – uralt und immer wieder neu. Die 3 Persönlichkeitstypen und ihre Lebensbereiche Vorweg möchte ich dir mit auf den Weg geben, dass kein Persönlichkeitsbereich besser oder schlechter als ein anderer ist. Jeder Mensch hat sowohl Stärken als auch Schwächen. Die Erkenntnis darüber, wo die Stärken liegen und wo Entwicklungsbedarf ist, zeigt uns große Chancen auf, ganz zu werden. „Der Mut zur Selbsterkenntnis verrät Charakterstärke“ (Ernst Ferstl) Jeder weiß, dass es Menschen gibt, die eher aus dem Bauch heraus handeln und dazu neigen, ihren Impulsen zu folgen. Andere, die auf ihr Herz hören und die von ihren Gefühlen gesteuert werden und wieder andere, in deren Leben der Kopf, also die rationalen Gedanken die wichtigste Rolle spielen. Diese Spezialisierung auf einen dieser drei Bereiche findet meist schon in der Kindheit statt und stellt den Persönlichkeitsbereich eines Menschen dar. Eine Spezialisierung weist aber auch immer auf ein Defizit in anderen Bereichen hin. Da wir am liebsten das machen, was wir am besten können, versuchen wir auch unsere Probleme mit den Eigenschaften unseres Persönlichkeitsbereiches zu lösen. Da aber unsere Probleme meist durch unsere Überentwicklung der Qualitäten eines Bereiches entstehen, lassen sie sich selten mit den gleichen Qualitäten lösen. Wir brauchen also die Eigenschaften der anderen Persönlichkeitsbereiche, um unsere Herausforderungen eigenständig lösen zu können. Für die Gestaltung eines erfolgreichen Lebens ist es also förderlich für einen Menschen, auch die Eigenschaften der beiden anderen Persönlichkeitstypen zu integrieren. Das befähigt uns, unsere Probleme eigenständig zu lösen. Die 3 Persönlichkeitsbereiche Der Handlungstyp (Bauchmensch) hat seine Stärken im Bereich Handeln. Er hat eine schöpferische Energie, die auf ein Ziel in der Zukunft gerichtet ist. Folgende Eigenschaften zeichnen ihn aus: Etwas tun, Aktivität, Energie, Disziplin, Durchhaltevermögen, Klarheit, Entscheidungen treffen, Mut, Risikobereitschaft, Pragmatismus, etc. Menschen mit diesem Persönlichkeitsbereich haben das Bedürfnis zu gestalten. Sie möchten selbstbestimmt handeln und haben am liebsten immer die Kontrolle über alles. Der Beziehungstyp (Gefühlsmensch) hat seine Stärken im Bereich Beziehung/Fühlen. Die emotional-intuitive Energie, die diesen Persönlichkeitstyp auszeichnet, ist auf Visionen und Vorstellungen gerichtet. Der Gefühlsmensch zeigt sich offen, lebendig, zugewandt, intuitiv, empathisch, voller Gefühl und er kommuniziert gerne. Auch soziales Engagement ist ihm sehr wichtig. Das große Bedürfnis des Gefühlsmenschen ist es, Wertschätzung zu erfahren und Anerkennung durch die Mitmenschen zu bekommen. Der Sachtyp (Kopfmensch) hat seine Stärken im Bereich Denken/Erkennen. Die stark ausgeprägte geistige Energie dieses Persönlichkeitstyps ist auf Erkenntnisse, Analysen und Struktur ausgerichtet. Der Denker zeigt sich also analytisch, sachlich, strukturiert und klar. Denker haben ein großes Sicherheitsbedürfnis und treffen Entscheidungen erst nach ausreichender Analyse und umfangreichem Abwägen. Jeder Mensch wünscht sich Selbstbestimmung , Anerkennung und Sicherheit . Aber welches der drei Bedürfnisse steht bei dir an erster Stelle? Kleine Übung: Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, für dich in die Qualitäten der drei Persönlichkeitsbereiche hineinzuspüren. Wenn du magst, dann schreibe dir jeweils eine Karteikarte mit den Begriffen Handeln , Beziehung/Fühlen und Denken/Erkennen . Nimm dir jeweils eine Karte zur Hand und verbinde dich nacheinander mit dem entsprechenden Bereich. Zu welchem Bereich fühlst du dich am meisten zugehörig? Welcher Bereich könnte dein Persönlichkeitsbereich sein, da du diese Eigenschaften am besten beherrschst? Ist es der Bereich Handeln mit dem Grundbedürfnis der Selbstbestimmung? Ist es der Bereich Beziehung/Fühlen mit dem Grundbedürfnis der Anerkennung? Ist es der Bereich Denken/Erkennen mit dem Grundbedürfnis der Sicherheit? Wenn du nun deinen Persönlichkeitsbereich gefunden hast, dann siehst du im Uhrzeigersinn (siehe das Bild unter dem Blogtext) den nächstliegenden Bereich. Dies ist dein Entwicklungsbereich bzw. Schlüsselbereich mit den Schlüsselfähigkeiten und der übernächste Bereich ist sozusagen dein Zielbereich. Beispiel: Liegt dein Persönlichkeitsbereich im Bereich „Fühlen“, dann ist der Bereich „Denken“ dein Schlüsselbereich und der Bereich „Handeln“ dein Zielbereich. Also lapidar gesagt: Über das Denken/Erkennen ins Handeln kommen! Da sind jetzt ganz viele Informationen zusammengekommen. Vielleicht möchtest du diese erstmal setzen lassen? Im Monat Oktober schreibe ich über die Stressfallen des Handlungstyps und welche Trainingsansätze hilfreich sind, um wieder in Balance zu kommen. Wenn du Leserin oder Leser meines Infoletters für mehr Gelassenheit bist, dann hast du die Möglichkeit, dir ein Arbeitsblatt mit den 9 Persönlichkeitsprofilen des Enneagramms herunterzuladen. Denn jeder der 3 Persönlichkeitsbereiche unterteilt sich nochmal in je 3 Unterprofile. Die Bedürfnisse Selbstbestimmung, Anerkennung oder Sicherheit können auf unterschiedlichen Wegen erreicht werden. Ich freue mich, wenn dir die Einführung in die Psychografie hilft, dich selbst ein wenig besser zu verstehen. Vielleicht bist du auch schon ganz gespannt, in den nächsten Monaten mehr über die einzelnen Persönlichkeitstypen zu erfahren? Es gibt viele Wege, wieder in Balance zu kommen. Man muss sie nur nutzen. Gib Burnout keine Chance! Herzlichst, Deine Corinna Wiß #stressmanagement #burnout-prävention #gelassenheit #psychografie #enneagramm