Mit dem heutigen Blog erläutere ich die Stressfallen und Wege in die Balance für den Kopfmenschen (auch Sachtyp genannt) und damit schließt sich der Kreis der drei Grundtypen des Enneagramms. Die Erkenntnis des eigenen Grundtyps ermöglicht uns, aus den eigenen Stressmustern auszusteigen. Denn nur was wir wahrnehmen oder erkennen, können wir nachhaltig verändern.
Angefangen habe ich mit einer Einführung in die Psychografie als Voraussetzung zur Selbsterkenntnis im September-Blog. Fortgesetzt wurde die Reihe mit den ausführlichen Beschreibungen der Stressfallen und Wege in die Balance für den Handlungstyp im Oktober sowie für den Beziehungstyp im November. Alle Blogartikel können in meinem Gelassenheitsblog auf meiner Homepage nachgelesen werden. Hier geht es zu den Links:
Heute schreibe ich darüber, was den Sachtyp (Kopfmensch) in Stress geraten lässt und natürlich über Möglichkeiten zur Selbstregulation und mögliche Trainingsansätze, die wichtig für den Ausstieg aus der Stressfalle sind. Alle drei Persönlichkeitstypen haben wunderbare Eigenschaften und Qualitäten, aber werden sie übertrieben eingesetzt, dann lassen sie uns in Stress geraten. Für eine optimale Stressregulation ist es vorteilhaft, auch die Eigenschaften der jeweils anderen Persönlichkeitsbereiche zu integrieren.
Der Sachtyp
Der Kopfmensch ist erkenntnisgeleitet und hat seine Stärken im Bereich Denken/Erkennen mit einer klaren geistigen Energiequalität. Er kann sich sehr gut distanzieren und sich auf sich selbst und sein Wissen besinnen. Zu seinen Gaben gehören eine hervorragende analytische und strukturierte Arbeitsweise sowie absolute Klarheit. Der Sachtyp möchte gerne verstehen. Bevor er eine Entscheidung trifft, recherchiert er, stellt den Bezug zum eigenen Erfahrungsschatz her und zieht dann seine Schlussfolgerungen.
„Ich denke, also bin ich.“
(René Descartes)
Überwiegend handelt es sich bei Menschen mit diesem Persönlichkeitsbereich um introvertierte Vertreter, die aufgrund ihrer stillen Art weniger auffallen. Dennoch haben Kopfmenschen das große Bedürfnis, von anderen Menschen wahrgenommen und anerkannt zu werden. Das Sicherheitsbedürfnis ist sehr stark ausgeprägt. Deshalb scheuen Kopfmenschen oftmals Veränderungen. Tägliche Routine und Stetigkeit geben dem Sachtyp die nötige Sicherheit.
„Vorsicht ist besser als Nachsicht.“
(Ovid)
Innere Überzeugungen wie „Ich muss vorsichtig sein“, „Ich muss mich sicher fühlen“, „Ich muss es erst verstehen“ oder „Ich darf nicht“ bremsen den Kopfmenschen aus. Aus Angst eine falsche Entscheidung zu treffen oder einen Fehler zu machen, werden die Werte Vorsicht, Klarheit und Vernunft übertrieben gelebt. Beispielsweise ist der Sachtyp aus lauter Vorsicht vor einer falschen Entscheidung so mit der Analyse beschäftigt, alle Möglichkeiten, Ursachen, Auswirkungen von allen Seiten zu beleuchten, dass sich die zu treffende Entscheidung immer weiter verzögert. Seine Entscheidungsschwäche bringt ihn in Disbalance. Kommt dann noch Druck von außen dazu, zum Beispiel durch eine Terminvorgabe durch einen Vorgesetzten, dann ist das Chaos perfekt. Zusätzlich blockieren den Kopfmenschen die permanenten Selbstzweifel, ob er gut genug ist oder ob er in der Lage ist, beispielsweise eine bestimmte Aufgabe zu übernehmen und zu erfüllen.
„Vorsicht ist, was wir bei anderen Feigheit nennen.“
(Oscar Wilde)
Den Fokus legt der Kopfmensch eher auf Probleme, also auf das, was nicht funktioniert, anstatt auf das, was funktioniert. Aufgrund seiner Entscheidungsschwäche können sich andere Menschen (im Berufsleben Vorgesetzte und im Privatleben Partner/Partnerin beispielsweise) gezwungen sehen, eine Entscheidung über den Kopf des Sachtyps hinweg zu fällen. Dies wiederum lässt den Sachtyp schnell als Opfer der Umstände fühlen.
„Ausgetretene Pfade sind die sichersten, aber es herrscht viel Verkehr.“
(Jeff Taylor)
Die Möglichkeit zur Selbstregulation liegt im Handlungsbereich. Der Sachtyp lebt gerne in der Vergangenheit, um anstehende Entscheidungen immer wieder mit seinem Wissen und vergangenen Erfahrungen abzugleichen. Um den Schlüsselbereich Handeln zu integrieren, muss der Sachtyp den Blick in die Zukunft richten und tätig werden. Der Fokus, auf ein gemeinschaftliches Wir anstatt um das eigene Ich zu kreisen, ist ein erster Schritt zur Selbstregulation.
„Man hat nur Angst, wenn man mit sich selber nicht einig ist.“
(Hermann Hesse)
Schafft es der Sachtyp, sich die Qualitäten des Handlungsbereichs (der Handlungstyp folgt seinen Impulsen und vertraut darauf, dass sein Tun gelingt) zu eigen zu machen, dann kommt er schneller ins Tun. Ist sein Handeln erfolgreich, dann gewinnt er Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten, was wiederum seine Selbstakzeptanz stärkt und ihn mit seinen Gefühlen in Verbindung bringt. Selbstregulation passiert beim Kopfmenschen dann, wenn er durch das Tun mit positiven Gefühlen in Verbindung kommt. Im Stress überspringt der Kopfmensch das Handeln und landet im negativen Gefühlsstrudel.
Nachfolgend findest du einige Trainingsansätze, die den Sachtyp optimal unterstützen können:
Vertrauen durch Erfahrung
Sachtypen sind oft von Selbstzweifeln geplagt, die meist völlig unbegründet sind. Fühlst du dich hier angesprochen, dann werde dir deiner bisherigen Erfolge bewusst. Was hast du in deinem Leben schon alles erreicht? Welche Fähigkeiten haben dich dabei unterstützt? Welches Wissen hat dich weitergebracht? Über welche Stärken verfügst du?
Vielleicht hilft dir ein Erfolgstagebuch, in dem du alles bisher Erreichte einträgst und täglich weiter ergänzt? Dann hast du es jederzeit schwarz auf weiß. Anstatt den Rückzug anzutreten, kannst du im Ernstfall dein Erfolgstagebuch vorholen und deine Erfahrungswerte nachlesen.
Selbstakzeptanz
Für das psychische Wohlbefinden und die persönliche Autonomie ist die Selbstakzeptanz ein wesentlicher Faktor. Es bedeutet, dass man sich sowohl mit seinen Fehlern als auch mit den positiven Seiten selbst so annimmt, wie man ist. Der Sachtyp kann eine positive Einstellung zu sich selbst entwickeln, indem er den Fokus auf das Gelingende und auf die positiven Seiten seiner selbst richtet.
Intuition
Spontan der eigenen Intuition zu folgen und sich auf das eigene (Bauch)gefühl zu verlassen anstatt langer analytischer Grübeleien fällt dem Sachtyp schwer. Oftmals liegen wir Menschen mit dem ersten Impuls, den wir wahrnehmen, richtig. Auch beim Sachtyp ist das so. Jetzt geht es darum, dieser Intuition (Bauchgefühl) zu folgen (siehe Handlungstyp) anstatt durch analytisches Denken kaputt zu machen.
Kreativen Impulsen folgen
Raus aus dem Analysieren und rein ins kreative Tun. Eine Sachtyp-Kommilitonin hat für sich das Jonglieren mit Socken-Pois entdeckt. Dabei konnte sie kreativ sein und durch die körperliche Betätigung in ein angenehmes Balancegefühl eintauchen. Es war wunderschön, ihr dabei zuzuschauen.
„Durch die Leidenschaften lebt der Mensch, durch die Vernunft existiert er bloß.“
(Nicolas Chamfort)
Körperfokussierung
(Yoga)
Der Persönlichkeitsbereich des Sachtyps ist das Denken und Erkennen. Durch ausgleichende Sportarten wie zum Beispiel beim Yoga wird die Aufmerksamkeit vom Kopf auf den Körper gelenkt. Durch körperfokussierte Übungen kommt der Sachtyp mit sich selbst und seinen Gefühlen in Verbindung.
Positive Grundhaltung
Wenn es um die Einschätzung geht, ob ein Glas „halbvoll“ oder „halbleer“ ist, würde der problemorientierte Sachtyp die Frage mit „halbleer“ beantworten.
Eine positive Grundhaltung beginnt also mit dem Denken. Der Kopfmensch tut deshalb gut daran, den Fokus auf das Gelingende und auf die schönen Dinge des Lebens zu lenken. Ein motivierender Tischkalender oder ein Dankbarkeitstagebuch muntern auf und lenken die Aufmerksamkeit auf die guten Dinge – auf das Gelingende. Selbstreflexion hilft, die eigene Denkweise zu hinterfragen. (siehe Übung im Infoletter 12/2024)
Bist du ein Sachtyp? Wenn ja, welche Übung spricht dich am meisten an? Schreibe es mir gerne.
Möchtest du tiefer einsteigen für nachhaltige Veränderung in deinem Stressverhalten? Dann vereinbare gerne einen Termin für ein kostenfreies Kennenlerngespräch. Gib Burnout keine Chance!
Deine
Corinna Wiß
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