Thema des September-Blog war die Einführung in die Psychografie als Voraussetzung zur Selbsterkenntnis. Ich habe über die drei Grundtypen (Bauchmensch, Gefühlsmensch und Kopfmensch) des Enneagramms geschrieben, die es uns ermöglichen, aus den eigenen Stressmustern auszusteigen. Denn nur was wir wahrnehmen oder erkennen, können wir nachhaltig verändern.
Solltest du den September-Blog nicht gelesen haben, dann möchte ich dir nahelegen, dies zum besseren Verständnis nachzuholen. Die Stressfallen und Wege in die Balance für den Handlungstyp (Bauchmensch) kannst du im Oktober-Blog nachlesen.
Heute schreibe ich darüber, was den Beziehungstyp (Herzmenschen) in Stress geraten lässt und natürlich über Möglichkeiten zur Selbstregulation und mögliche Trainingsansätze, die ihn aus der Stressfalle aussteigen lassen. Alle drei Persönlichkeitstypen haben wunderbare Eigenschaften und Qualitäten, aber werden sie übertrieben eingesetzt, dann lassen sie uns in Stress geraten. Für eine optimale Stressregulation ist es vorteilhaft, auch die Eigenschaften der anderen Persönlichkeitsbereiche zu integrieren.
Der Beziehungstyp
Der Herzmensch hat seine Stärken im Bereich Fühlen. Er hat eine emotional-intuitive Energie, die auf die Menschen, mit denen er gerade zu tun hat, ausgerichtet ist. Zu seinen Eigenschaften gehören das Einfühlungsvermögen in andere Menschen. Der Beziehungstyp spürt, wie es seinem Gegenüber gerade geht und nimmt Anteil daran. Er kann andere motivieren und verfügt über eine ausgezeichnete Kreativität.
Menschen mit diesem Persönlichkeitsbereich haben das Bedürfnis sich gut zu fühlen und andere zu unterstützen. Dabei ist ihnen wichtig, Wertschätzung und Anerkennung zu erfahren.
„Lasse nie zu, dass du jemandem begegnest,
der nicht nach der Begegnung mit dir glücklicher ist.“
(Mutter Teresa)
Das sind wunderbare Stärken, denkst du jetzt vielleicht. Das sind sie auch. Aber innere Überzeugungen wie „Ich muss lieb sein“, „Ich darf nicht nein sagen“, „Ich muss für andere da sein“ oder „Ich muss es allen recht machen“ können den Stress dieses Persönlichkeitstyps immer weiter verstärken. Denn vor lauter Eifrigkeit es allen recht zu machen, vergisst sich der Beziehungsmensch oft selbst. Er opfert sich auf für andere und ist erfüllt mit sorgenvollen Gedanken, die langsam aber stetig zu einem emotionalen Ausbrennen führen. Durch sein großes Bedürfnis Anerkennung zu bekommen, gerät der Herzmensch unbewusst in Abhängigkeiten von anderen. Der Schein nach außen ist ihm oft auch wichtiger als das Sein (wie es ihm wirklich geht).
„Die höchste Form des Wissens ist Empathie, denn sie erfordert,
dass wir unser Ego aussetzen und in der Welt eines anderen leben.“
(Platon)
Die Möglichkeit zur Selbstregulation liegt im Entwicklungsbereich. Das ist für den Beziehungstyp der Bereich Denken
mit den Qualitäten des Erkenntnisbereichs. Wenn der Beziehungsmensch in die Stressfalle gerät, gehen oft die Gefühle mit ihm durch. Die Gefühle beherrschen ihn, denn Gefühle können gefangen nehmen, egal ob Angst, Missgunst, Neid, Scham, Wut, Selbstkritik, … Die nötige Distanzierung zu den Gefühlen fehlt. In diesem Gefühlchaos lässt sich kein klarer Gedanke fassen.
„Have an emotion, but don`t become your emotions.“
Schafft es der Beziehungstyp, sich die Qualitäten des Erkenntnisbereichs zu eigen zu machen, dann kann er seine Aufmerksamkeit auf die eigene Person sowie auf vergangene Erfahrungen richten und aus diesen Erfahrungen seine Schlüsse ziehen. Selbstregulation passiert dann, wenn der Beziehungstyp Abstand gewinnt. Dann sind die Handlungen nicht mehr von reinen Gefühlen geleitet, sondern finden erkenntnisgeleitet ihren Weg in die Handlung.
„Du selbst, so wie jeder Mensch im ganzen Universum,
verdienst deine Liebe und deine Zuneigung.“
(Buddha)
Nachfolgend findest du einige Trainingsansätze, die den Beziehungstyp optimal unterstützen können:
Distanzierungsfähigkeit
Du hast Streit mit deiner Partnerin/deinem Partner oder am Arbeitsplatz bahnt sich ein Konflikt an und dir ist es nicht möglich Abstand dazu zu gewinnen. Du identifizierst dich regelrecht mit diesen Problemen. Die begleitenden Gefühle nehmen dich gefangen. In solchen Momenten hast du das Gefühl nicht, sondern das Gefühl hat dich im Griff. Du bist dann das reine Gefühl und kannst nicht mehr denken. Dann ist es hilfreich, dich von deinen Gefühlen distanzieren zu können, damit dich deine Gefühle nicht länger überwältigen und belasten. Es entsteht wieder ein Raum zwischen dir und den überwältigenden Gefühlen, was dich klarer denken lässt.
Wahrnehmung eigener Bedürfnisse
Wer auf das Wohlergehen anderer fixiert ist, vergisst sich gerne selbst. Um auf Dauer ohne auszubrennen für andere sorgen zu können, muss die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen können. Wer gut für sich selbst sorgt steigert sein emotionales Wohlbefinden. Die Wahrnehmungsfähigkeit lässt sich übrigens gut trainieren.
Gesunder Egoismus
Herzmenschen tun sich mit dem Begriff Egoismus oft schwer. Ein gesunder Egoismus bedeutet, dass man in einem gesunden Maße auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse achtet und sich gut um sich selbst kümmert als Voraussetzung, auch für andere da sein zu können. Es ist absolut okay, dich an erste Stelle zu stellen.
Selbstwert
Sehe dich selbst als einen wertvollen Menschen an, der du auch in Wirklichkeit bist. Sei es dir Wert, dich gut zu behandeln. Dann wirst du auch weniger abhängig von der Anerkennung durch andere.
„Glück ist, wenn du mit dir selbst zufrieden bist
und dafür nicht die Bestätigung anderer brauchst.“
(Unbekannt)
Nein-Sagen
Für einen Herzmenschen, der immer für andere da ist, ist das Nein-Sagen recht schwer. Wenn du dich im Nein-Sagen üben möchtest, starte am besten mit dem Ablehnen von kleinen Bitten. Wenn du unsicher bist, kannst du auch sagen, dass du später Bescheid gibst, da du dir erst einen Überblick verschaffen musst, ob du die Bitte ausführen kannst.
Zentrierungsfähigkeit
Die Fähigkeit zur Zentrierung lässt den Menschen in seiner Mitte ruhen. Aus der eigenen Mitte heraus lässt es sich mit einem klaren Kopf handeln. Man hat die eigenen Gefühle im Griff anstatt umgekehrt.
Bist du ein Beziehungstyp? Wenn ja, welche Übung spricht dich am meisten an? Schreibe es mir gerne.
Bist du schon auf die Beschreibung des Kopfmenschen (Sachtyp) gespannt? Darüber schreibe ich im Dezember.
Möchtest du tiefer einsteigen für nachhaltige Veränderung in deinem Stressverhalten? Dann vereinbare gerne einen Termin für ein kostenfreies Kennenlerngespräch. Gib Burnout keine Chance!
Deine
Corinna Wiß
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