Thema des September-Blog war die Einführung in die Psychografie als Voraussetzung zur Selbsterkenntnis. Ich habe über die drei Grundtypen (Bauchmensch, Gefühlsmensch und Kopfmensch) des Enneagramms geschrieben, die es uns ermöglichen, aus den eigenen Stressmustern auszusteigen. Denn nur was wir wahrnehmen oder erkennen, können wir nachhaltig verändern. Hast du dich in einem Grundtyp wiedererkannt?
Prima! Dann können wir heute loslegen. Solltest du den September-Blog nicht gelesen haben, dann möchte ich dir nahelegen, dies zum besseren Verständnis nachzuholen.
Heute schreibe ich darüber, was den Handlungstyp (Bauchmensch) in Stress geraten lässt und natürlich über Möglichkeiten zur Selbstregulation und mögliche Trainingsansätze, die ihn aus der Stressfalle aussteigen lassen. Alle drei Persönlichkeitstypen haben wunderbare Eigenschaften und Qualitäten, aber werden sie übertrieben eingesetzt, dann lassen sie uns in Stress geraten. Ziel ist also, auch Eigenschaften der anderen Persönlichkeitsbereiche zu integrieren.
Dann lass uns starten:
Der Handlungstyp
Der Bauchmensch hat seine Stärken im Bereich Handeln. Er hat eine schöpferische Energie, die auf ein Ziel in der Zukunft gerichtet ist. Folgende Eigenschaften zeichnen ihn aus: Aktivität, Energie, Disziplin, Durchhaltevermögen, Klarheit, Entscheidungsfreudigkeit, Mut, Risikobereitschaft, Pragmatismus, etc.
Menschen mit diesem Persönlichkeitsbereich haben das Bedürfnis zu gestalten. Sie möchten selbstbestimmt handeln und haben am liebsten immer die Kontrolle über alles.
Das sind wunderbare Stärken, denkst du jetzt vielleicht. Das sind sie auch. Aber innere Überzeugungen wie „Ich muss stark sein“, „Ich muss es perfekt machen“, „Ich muss es im Griff haben“ oder „Ich bin verantwortlich“ können diesen Persönlichkeitstyp immer weiter antreiben und den Stress immer weiter verstärken. Denn sehr oft kann der Handlungstyp vor lauter Aktionismus gar nicht abschalten. Er tut sich schwer mit Träumereien und Skeptikern, die in allem ein Problem sehen. Deshalb lautet ein Motto, das der Handlungstyp hat, auch „Don’t talk about – do it!“ Arbeiten zu delegieren fällt ihm schwer, denn wenn er es selbst macht, dann weiß er, dass es gemacht ist und dazu noch „perfekt“. Überverantwortung und Perfektionismus sind Werte, die vom Handlungstyp übertrieben gelebt werden. Es belastet ihn, wenn Vorgesetzte ihn reglementieren und sein zielgerichtetes Handeln einschränken. Ebenso schwer ist es für diesen Persönlichkeitstyp, die Kontrolle zu verlieren und abhängig von äußeren Umständen zu sein.
„Wirklich, er war unentbehrlich! Überall, wo was geschah
zu dem Wohle der Gemeinde, er war tätig, war er da.
Schützenfest, Kasinobälle, Pferderennen, Preisgericht,
Liedertafel, Spritzenprobe, ohne ihn, da ging es nicht.
Ohne ihn war nichts zu machen, keine Stunde hatt er frei.
Gestern, als sie ihn begruben, war er richtig auch dabei.“
(Wilhelm Busch)
Die Möglichkeit zur Selbstregulation liegt im Entwicklungsbereich. Das ist für den Handlungstyp der Bereich Beziehung/Fühlen mit den Qualitäten des Fühlens und der Aufmerksamkeitsfokussierung auf die Gegenwart und das Einfühlen in eine andere Person – das Du. Das soll nun nicht bedeuten, dass der Handlungstyp keine Gefühle hat oder nicht fühlen kann, aber vor lauter Aktionismus spürt er oft nicht, dass er vielleicht auch mal eine Pause braucht oder dass er über andere Menschen hinweghandelt. Wenn sich Gefühle gerade im unpassenden Moment zeigen oder das Erreichen eines Zieles gefährden, dann kann der Handlungstyp auch gut und gerne unangenehme Gefühle „wegdrücken“. Das dies auf Dauer nicht gesund sein kann, muss ich kaum erwähnen.
Die Stärken des Beziehungstyps hingegen liegen in der Empathie für das Gegenüber und auch darin, eigene Gefühle wahrnehmen zu können. Eigene Gefühle wahrnehmen können bedeutet auch, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und diesen nachzugehen. Eine Fähigkeit, die der Handlungstyp übernimmt, wenn er die Fähigkeiten des Beziehungstyps integriert.
„Solange Du denkst oder glaubst, bestimmen Dich eine Menge anderer Menschen.
In dem Moment jedoch, in dem Du fühlst, bist Du niemand anderer als Du selbst.“
E.E. Cummings
Nachfolgend findest du einige Trainingsansätze, die den Handlungstyp optimal unterstützen können:
Achtsamkeitstraining
Achtsamkeitsübungen schulen die Wahrnehmung und bringen den Menschen gedanklich ins Hier & Jetzt. Gerade für den Handlungstyp, der gedanklich eher in der Zukunft weilt und auf Ziele in der Zukunft hinarbeitet, kann die Praxis der Achtsamkeit eine gute Möglichkeit sein präsenter im Augenblick zu werden.
Das Pareto-Prinzip oder die 80/20-Regel
Das Pareto-Prinzip besagt, dass 80 Prozent der Ergebnisse schon mit 20 Prozent des Aufwands erreicht werden können. Dafür benötigen die verbleibenden 20 Prozent der Aufgaben rund 80 Prozent der Ressourcen und Arbeitszeit. Manchmal ist gut auch schon perfekt!
Fehlertoleranz
Das bedeutet, die eigene Fähigkeit auszubauen, um über eigene Fehler sowie über Missgeschicke und Fehler anderer hinwegzusehen und diese zu tolerieren. Ziel ist, Fehler nicht als grundsätzlich schlecht anzusehen, sondern als alltäglicher Teil des Lebens.
Ent-Spannen
Wer viel arbeitet braucht auch Entspannung. Da diese Entspannung dem Handlungstyp oft schwer fällt, sollte er eine Beschäftigung finden, die ihn „Ent-Spannen“ lässt. Das kann ein Spaziergang im Wald sein, Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training. Natürlich trägt auch Sport zum Abbau von Stresshormonen bei und deshalb auch zur Ent-spannung.
Mañana-Haltung
Mañana bedeutet im Spanischen „Morgen“ und wird abwertend für faule Menschen verwendet, die alles auf morgen verschieben. Mañana kann auch als Lebensphilosophie verstanden werden, die besagt, warum heute das tun, was sich morgen ganz von selbst erledigen wird. Die Idee von Mañana ist, eine gemächlichere Herangehensweise an das Leben und betont, wie wichtig es ist, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. (siehe auch die Mañana-Übung in meinem Infoletter für mehr Gelassenheit 10/2024).
Übergangsrituale
Übergangsrituale machen die Wechsel zwischen den verschiedenen Lebensbereichen bewusst. Dies können beispielsweise sein, nach der Arbeit die Kleidung zu wechseln oder zuhause zum Abschalten eine Tasse Tee oder Kaffee zu trinken, um den Lebensbereich Familie/Freizeit einzuläuten. Wer im Home-Office arbeitet, kann ganz bewusst den PC ausschalten und gedanklich den Arbeitstag Revue passieren lassen. Wer den PC auf Standby lässt, läuft Gefahr, immer wieder in den Lebensbereich Arbeit einzusteigen.
Dankbarkeitsübungen
Dankbarkeit macht das bisher Erreichte bewusst. Dem Handlungstyp ist das meistens nicht genug. Deshalb ist für einige Handlungstypen das Ritual des Dankbarkeitstagebuchs von großem Erfolg gekrönt.
Bist du ein Handlungstyp? Wenn ja, welche Übung spricht dich am meisten an? Schreibe es mir gerne.
Bist du schon auf die Beschreibung des Beziehungstyps (Gefühlsmensch) gespannt? Darüber schreibe ich im November.
Möchtest du tiefer einsteigen für nachhaltige Veränderung in deinem Stressverhalten? Dann vereinbare gerne einen Termin für ein kostenfreies Kennenlerngespräch. Gib Burnout keine Chance?
Deine
Corinna Wiß
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